Streitschlichter

Wo viele unterschiedliche Menschen aufeinander treffen kommt es manchmal zu Konflikten und Reibereien. Das passiert auch im Schulalltag, vor allem in der Pause, wo die Abläufe nicht so klar geregelt sind, wie im Unterricht.

Wenn so ein Streit entsteht, kann der nicht immer in der Pause auch beendet werden. Groll, Unstimmigkeiten und Spannungen bleiben zurück und belasten vielleicht auf mittlere und längere Sicht das Klima in der Klasse.

Hier setzt die Idee der „Streitschlichter“ ein.
Wenn bei einem Streit die beteiligten Kinder damit überfordert sind, zufriedenstellende Regelungen zu finden, können sie sich an die Streitschlichter wenden und sich von diesen bei der Einigung helfen lassen. Dabei geht man davon aus, dass Schülerinnen und Schüler von Gleichaltrigen Regeln und Verhaltensweisen eher akzeptieren und einhalten können als von Erwachsenen.
Ziel der Streitschlichtung, die nach festgelegten Regeln abläuft, ist es nicht, einer der beiden Parteien zu ihrem Recht zu verhelfen, sondern die Streitenden bei der Verständigung zu unterstützen und einen Weg des Friedens zu finden.

Natürlich kann man eine solche Aufgabe nicht „mal eben so“ übernehmen, die Streitschlichter müssen schon gründlich und intensiv auf ihre Arbeit vorbereitet werden. Dafür sorgt Frau Kathleen Bartl, Schulsozialarbeiterin bei der Gemeinde Wilnsdorf.

In einem 10-wöchigen Lehrgang (jeweils einmal pro Woche) schult sie die Kinder in den Themen, die für ihre spätere Schlichtungsarbeit wichtig sind:

- Gefühle
Wie äußern sie sich bei mir selbst? Wie gehe ich damit um? Wie erkenne ich Gefühlslagen von Anderen?

- Streit
Was sind Auslöser von Streit?

- Konfliktlösung
Wie löse ich einen Streit auf friedvolle Art und Weise?

In Rollenspielen werden anschließend Gesprächsregeln erarbeitet und der Verlauf der Streitschlichtung eingeübt.
Damit auch gewährleistet ist, dass alle Teilnehmer der Schulung am Ende ihr Handwerk beherrschen, gibt es einen Abschlusstest. Erst nach dessen erfolgreichem Bestehen kann die Arbeit der Streitschlichterinnen und –schlichter beginnen.

Im Treppenflur der Grundschule gibt es eine „Streitschlichter-Ecke“. Dort hängt zum Beispiel der Dienstplan der Streitschlichter, aus dem alle Schülerinnen und Schüler immer ersehen können, wer an einem bestimmten Tag Ansprechpartner ist. Außerdem gibt es dort eine Kiste mit allerlei Utensilien, die die Streitschlichter für ihre Arbeit brauchen, unter anderem auch eine alarm-gelbe Weste mit der Aufschrift „KGS Rudersdorf“.

Schließlich findet man dort ein Gemeinschaftsbild aller Streitschlichter, die wichtigsten Regeln für die Streitschlichtung, ein Beispielblatt für einen Friedensvertrag und die Bildergeschichte der beiden Esel, die nach längerem Streit eine friedliche Lösung finden, mit der beide zufrieden sind – das Ziel jeder Streitschlichtung.